Gleisplan Jülich 1906

Aus Historisches
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Das Stadtarchiv Jülich beherbergt einige eisenbahnhistorisch interessante Schätze in seinen Beständen, so z.B. eine Bauzeichnung (als Blaupause) vom April 1906, in welchem wesentliche Teile des Jülicher Bahnhofs zufällig mit eingezeichnet sind, nämlich Empfangsgebäude, Bahnsteige, Laderampe und Bahnübergang Dürener Straße.

Das Jahr 1906 spiegelt den Zustand vor dem Bau der Linnicher Strecke wider: Das Empfangsgebäude hatte damals einen Hausbahnsteig sowie direkt benachbart zwei Schüttbahnsteige, allesamt mit den damals üblichen sehr niedrigen Bahnsteigkanten. Außerdem hatte die Strecke nach Aachen Nord südlich des Empfangsgebäudes ihren eigenen Bahnsteig (samt Umfahrungsgleis), da sie erst 10 Jahre nach Bau des Bahnhofs von einer separaten Gesellschaft angelegt wurde. Allerdings wurden beide Gesellschaften kurz darauf verstaatlicht und fortan unter gemeinsamer Verwaltung betrieben. (Auf die Idee, die Züge Richtung Aachen Nord gleich bis Aachen Hbf weiterzuführen, ist man allerdings leider nicht gekommen.)

Der Plan ist online hier zu sehen (auffällig mit blauem Hintergrund): https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_J%C3%BClich

Fünf Jahre später (1911) kam es mit dem Bau der Linnicher Strecke zu erheblichen Erweiterungen, und für den Personenverkehr wurde ein vierter Schüttbahnsteig angelegt. Das war betrieblich natürlich ein ziemliches Unding, da es keine Unterführung gab und alle Reisenden, die zum hintersten Bahnsteig wollten, erstmal die vorderen drei Gleise überqueren mussten, die währenddessen für Zugfahrten gesperrt und gesichert werden mussten. Auch die Kaiserliche Post beklagte sich bei der Königlichen Eisenbahnverwaltung über die Unmöglichkeit, Postwagen von Zügen auf dem hintersten Gleis zu beladen, weil der entsprechende Bohlenübergang übers dritte Gleis währenddessen von einem anderen Zug zugefahren war. Und die zunehmenden Schließdauern des Bahnübergangs Dürener Straße erregten Unmut, so ist z.B. im Landesarchiv Duisburg eine Auflistung vom Januar 1912 erhalten, die säuberlich über einen ganzen Stichtag hinweg sämltliche Passanten und Fuhrwerke aufzählt und die jeweiligen Wartedauern ausweist.

Es war also klar, dass eine Bahnsteigunterführung her musste, und am besten auch gleich eine Straßenunterführung für die Dürener Straße. Doch spätenstens der Erste Weltkrieg (1914-1918) verhinderte dies. Danach wurde das Projekt wieder aufgegriffen und zahlreiche Pläne, Varianten und Studien ausgearbeitet. Die Besetzung des Rheinlands durch belgische und französische Soldaten war hier offenbar kein Hindernis, auch wenn die letzten belgischen Truppen erst 1929 Jülich verließen. Das Stadtarchiv Jülich besitzt einen Entwurf der Eisenbahndirektion Köln von 1925/26, in der für den Bahnhof Jülich drei parallele Bahnsteige mit jeweils zwei Gleisen geplant sind, verbunden durch eine große Personenunterführung. Die Dürener Straße sollte verschwenkt werden und in Verlängerung der Wilhelmstraße die Gleise unterqueren. Diese sehr großzügige und auf zukünftiges Verkehrswachstum ausgerichtete Planung war dann wohl doch etwas zu teuer, so dass etwas kleinere Brötchen gebacken wurden und in den Jahren 1934/35 ein großer Mittelbahnsteig mit insgesamt vier Gleisen erbaut wurde, der über eine Personenunterführung zugänglich war. Dieser blieb bis 1982 in Betrieb und wurde 1984 abgerissen. Die Dürener Straße quert bis heute die Bahngleise ebenerdig